Gereizt, gerötet und entzündet – bei einem Neurodermitisschub leiden Betroffene unter vielfältigen Beschwerden der Haut. Wie Sie leichte Fälle selbst behandeln und erneuten Schüben vorbeugen.
Die Beschwerden von leichten Formen von Neurodermiti s sind gut selbst zu behandeln. Sind jedoch große Flächen vom atopischen Ekzem betroffen oder leiden Sie unter schweren Entzündungen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Die Apothekerinnen Claudia Kubat und Ines Winterhagen geben in den Fachzeitschriften „PTA heute“ und „Deutsche Apotheker Zeitung“ Tipps, wie Betroffene leichte Beschwerden lindern und nach dem Abklingen weiteren Schüben vorbeugen.
Das Erscheinungsbild unterscheidet sich je nach Alter
Das Erscheinungsbild der Neurodermitis (atopische Dermatitis) variiert je nach Stadium und Schwere des Ekzems sowie Alter des Betroffenen. Zehn bis zwanzig Prozent der Kinder und fünf Prozent der Erwachsenen sind in Deutschland von der Hauterkrankung betroffen. Eine deutliche Besserung der Beschwerden tritt bei der Hälfte der Kinder ab dem vierten Lebensjahr und meist erneut in der Pubertät ein. Säuglinge und Kleinkinder leiden vor allem an geröteten und nässenden Stellen mit Bläschen im Gesicht und am Kopf, was aufgrund seines Aussehens Milchschorf genannt wird. Bei älteren Kindern und Erwachsenen treten am Gesicht und Hals sowie in den Gelenkbeugen bräunlich-rote Herde auf, die mit Knötchen und Schuppen einhergehen.
Da sich die Symptome an deutlich sichtbaren Stellen befinden, neigen unwissende Außenstehende oft zu einer ablehnenden Haltung gegenüber den Betroffenen. Neben der Angst vor Ansteckung spielt hier teilweise das Vorurteil einer unzureichenden Körperpflege eine Rolle. Die Neurodermitis ist jedoch eine nicht ansteckende chronische Hauterkrankung, deren Entwicklung durch die erbliche Veranlagung mitbestimmt wird. Deswegen können Medikamente Neurodermitisschübe nicht heilen, sondern nur die Beschwerden lindern. Auch wenn die atopische Dermatitis nicht lebensbedrohlich ist, beeinträchtigt sie die Lebensqualität der Betroffenen teils erheblich.
Meiden Sie Ihre persönlichen Auslöser
Die Beschwerden der Neurodermitis treten in Schüben auf, die teilweise von Umwelteinflüssen ausgelöst werden. Zu diesen zählen ungeeignete Hautreinigungsmittel, kratzende oder scheuernde Kleidung, Waschmittelrückstände in Textilien, extreme Kälte, Wärme und Trockenheit oder Reizstoffe wie Kosmetika sowie Schweiß. Daneben tragen psychische Faktoren wie Stress, Schlafmangel oder Erschöpfung zu einem akuten Neurodermitisschub bei. Liegt bei Betroffenen eine Veranlagung von Allergien vor, führen auch Hausstaubmilben, Blütenpollen oder Tierhaare zu Schüben.
Da die Auslöser individuell verschieden sind, ist es wichtig, die persönlichen Trigger zu kennen. Sind Ihnen diese nicht bekannt, notieren Sie sich am besten nach Auftreten der ersten Symptome eines erneuten Schubs die Details, die als Risikofaktoren in Frage kommen können. Diese Liste führen Sie bei jedem Schub fort. Mit der Zeit gewinnen Sie genügend Informationen, anhand derer sie Faktoren ausschließen und andere in die Nähere Auswahl ziehen können. Dies ist eine nicht einfache aber langfristig hilfreiche Methode, um die eigenen Neurodermitistrigger herauszufinden. Denn das Meiden der persönlichen Risikofaktoren ist eine wirksame Maßnahme, um einen bestehenden Schub zu behandeln, dessen Verschlimmerung zu verhindern oder einem erneuten vorzubeugen.
Fettige oder feuchte Umschläge
Die Behandlung der Symptome konzentriert sich in leichten Fällen auf die lokale Anwendung von Medikamenten. Die Wahl des richtigen Mittels unterscheidet sich je nach Art, Stadium, Schweregrad und Auftretungsort des Ekzems. Auch Ihren Hauttyp sollten Sie bei der Selbstmedikation berücksichtigen. Die Apothekerin Winterhagen empfiehlt sowohl bei der Behandlung von akuten, nässenden als auch von chronischen, trockenen und schuppigen Ekzemen die Anwendung von Umschlägen. Die Zusammensetzung des Präparats orientiert sich grundsätzlich an dem Gesetz „feucht auf feucht, fett auf trocken“. Bei akut nässenden Ekzemen bilden kühles Wasser, gerbstoffhaltiger Schwarztee oder Zubereitungen mit hohem Wasseranteil die Grundlage. Bei chronischen, trockenen und schuppigen Ekzemen eignen sich fettreiche Wasser-in-Öl-basierte Zubereitungen. Ihr Apotheker berät Sie gerne bei der Wahl des für Sie geeigneten Mittels. Teilen Sie ihm mit, wenn Sie bei Ihnen eine Veranlagung für Allergien besteht. Gerne mischt er Ihnen Präparate selbst.
Rezeptfreie kortisonhaltige Salben
Darüber hinaus helfen lokal aufgetragene, kortisonhaltige Salben, um leichte Entzündung im Rahmen einer Neurodermitis zu behandeln. Tragen Sie sie am besten abends auf, denn dann wirken sie am besten. Für Betroffene ab sechs Jahren sind Präparate in niedrigeren Dosen rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Für jüngere Kinder stehen diese Mittel nur nach ärztlicher Absprache zur Verfügung. Tragen Sie kortisonhaltige Salben nur kurzfristig und im Wechsel mit einem wirkstoffreichen Basispräparat auf. Denn Kortison dünnt die Haut auf Dauer aus und ist reich an Nebenwirkungen. Die Wahl des richtigen Präparats richtet sich nach Lokalisation, Schweregrad und Akuität des Ekzems. Sprechen Sie deshalb die Auswahl und die Medikation mit Ihrem Apotheker ab.
Hilfe gegen den Juckreiz
Starker Juckreiz tritt als Hauptsymptom in allen Altersklassen auf und belastet die Betroffenen teils erheblich. Geben Sie dem Reiz zu oft nach, besteht die Gefahr, dass das Abklingen des Schubs deutlich verzögert oder ein neuer Schub ausgelöst wird. Auch, wenn es schwer fällt, sollten Sie deshalb dem Kratzen widerstehen. Schneiden Sie sich am besten Ihre Fingernägel kurz. Wenn Sie einmal doch nicht dem Verlangen widerstehen, vermeiden Sie so Verletzungen und dadurch mögliche Infektionen. Einfaches Kühlen reicht manchmal, um den Juckreiz zu lindern. Darüber hinaus empfehlen die Apothekerinnen eine Hautpflege mit lipidreichen oder harnstoffhaltigen Produkten. Harnstoff ist ein natürlicher Bestandteil der oberen Hautschicht, der für eine ausreichende Feuchtigkeit der Haut sorgt und vor Trockenheit schützt.
Wenn Sie weiterhin der Juckreiz plagt, erhalten Sie in der Apotheke juckreizlindernde Präparate. Bei starken Beschwerden sollten Sie das Ekzem von einem Arzt abklären lassen. Reicht eine Lokalbehandlung nicht mehr aus, entscheidet der Arzt über die Gabe von Medikamenten, deren Wirkstoffe über den Blutkreislauf im Körper verteilt werden.
Basistherapie ist das A und O
Eine regelmäßig sorgfältige Hautpflege ist ein weiterer Grundpfeiler der Neurodermitisbehandlung. Mit den richtigen Produkten zur Reinigung und Pflege der Haut verbessern Sie langfristig Ihren Hautzustand und beugen so einem erneuten Schub vor.
Tipp: Je trockener die Haut, desto höher muss der Fettgehalt der Pflegeprodukte sein.
Bei der Hautreinigung und -pflege sollten Sie folgendes beachten:
- Achten Sie auf Produkte, die auf Ihren Hauttyp und die saisonalen Bedingungen zugeschnitten sind.
- Verzichten Sie auf Produkte mit Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sowie auf Emulgatoren.
- Verwenden Sie keine Seife. Zur Reinigung der Haut eignen sich pH-neutrale Waschsyndets oder medizinische Ölbäder sowie rückfettende Duschöle.
- Tupfen Sie sich nach dem Duschen oder Baden behutsam trocken, anstatt die Haut zu rubbeln.
- Verwenden Sie spezielle Pflegeprodukte, denn diese enthalten bereits die Bestandteile wie Harnstoff, Glycerin oder Linol- und Linolensäure, von denen Neurodermitishaut zu wenig enthält.
- Hinweis: Kleine Kinder reagieren oft empfindlich auf Harnstoff. Probieren Sie die Produkte deshalb zuerst nur an kleinen Stellen bei Ihrem Kind aus und beobachten Sie die Hautreaktion, bevor Sie das Mittel für größere Bereiche verwenden.
- Meiden Sie übertriebenes Waschen, Duschen und Baden, denn durch den zusätzlichen Wasserkontakt verliert die Haut zusätzlich an Feuchtigkeit.
- Kommen Sie berufsbedingt mit Wasser und aggressiven Reinigungsmitteln in Kontakt, verwenden Sie stets Handschuhe oder Schutzkleidung. Pflegen Sie Ihre Haut während oder nach der Arbeit mit rückfettenden Präparaten.
Quellen:
Ines Winterhagen: Extrem gereizt. Ekzeme erkennen und behandeln – ob allergisch oder nicht-allergisch. Deutsche Apotheker Zeitung, Heft 35, August 2015, S.30-34.
Claudia Kubat: Im Teufelskreis von Jucken und Kratzen. Neurodermitis und Schuppenflechte. PTA-heute, Heft 13+14, Juli 2015, S.32-35.