Jährlich werden über 40.000 Gehirnerschütterungen diagnostiziert. Die Dunkelziffer ist jedoch deutlich höher. Damit Sportler die Symptome richtig deuten und gegebenenfalls zum Arzt gehen, entwickeln Experten neue Methoden.
Beim Sport ist es schnell passiert: Ein Zusammenstoß beim Fußball, ein Sturz vom Pferd oder ein Absturz in der Kletterhalle – Sportler erleiden öfters als diagnostiziert eine Gehirnerschütterung. „Eine Gehirnerschütterung ist eine ernst zu nehmende Verletzung“, betont Dr. med. Axel Gänsslen, Arzt am Klinikum Wolfsburg. Dennoch wird sie in vielen Fällen nicht diagnostiziert. „Denn Sportler, vor allem im Schul- und Breitensport, unterschätzen diese Unfälle häufig“.
Akuter Erinnerungsverlust weniger oft
Gehirnerschütterungen äußern sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Auch Nackenschmerzen, Müdigkeit oder verschwommenes Sehen werden durch die Erschütterung ausgelöst. Ein akuter Erinnerungsverlust tritt nur bei 10 bis 30 Prozent der Betroffenen ein. Bleibt die Verletzung unerkannt, besteht die Gefahr, dass dadurch ausgelöste Kopfschmerzen, Vergesslichkeit oder depressive Verstimmungen jahrelang andauern.
App „Schütz Deinen Kopf“
Die PocketCard des Fußballweltverbandes FIFA führt alle Anzeichen einer Gehirnerschütterung auf. Auch die neue App „Schütz Deinen Kopf“ soll potentiell Betroffenen im Schul- und Breitensport eine erste Vorstellung geben, ob sie eine Gehirnerschütterung erlitten haben oder nicht. „Diese sollte ab sofort auch als Schnelltest am Spielfeldrand eingesetzt werden“, empfiehlt Prof. Dr. med. Michael Nerlich, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg. Bei diesem Test beantworten betroffene Sportler beispielsweise fünf Fragen. „Sobald nur eine der Fragen nicht richtig beantwortet wird, bestätigt das den Verdacht einer Gehirnerschütterung und der Spieler muss umgehend aus dem Spiel genommen werden“, erklärt Gänsslen.
Gute Aussichten auf zeitnahe Genesung
Sechs bis zehn Tage benötigen die Nervenzellen, bis sie sich von einer Gehirnerschütterung erholt haben. Dafür sind Zeit und Ruhe wichtig. Äußere Reize wie Musik oder Computer sollten Betroffene deshalb meiden. Auch das Lernen ist in dieser Zeit Tabu. Dies fällt zwar vielen schwer, lohnt sich aber: 85 Prozent der Betroffenen erholen sich innerhalb einer Woche. Leiden Sportler jedoch länger als drei bis vier Wochen unter den Symptomen, sollten sie einen Neurologen aufsuchen.
„Schütz Deinen Kopf“-Informationsmaterialien
Im Rahmen der Kampagne „Schütz Deinen Kopf“ wurden Informationsmaterialien und eine kostenlose App für Athleten, Trainer, Physiotherapeuten, Betreuer, Lehrer und Eltern erstellt. Beides ist unter www.schuetzdeinenkopf.de verfügbar.