Einige Kinder haben Angst, sich von ihren Eltern zu trennen. Wie viele Angststörungen ist die Trennungsangst für Eltern schwer zu erkennen. Dies trifft nicht zuletzt für Schulanfänger zu. Eine Therapie kann helfen, die Angststörungen der Kinder zu behandeln.
Angst ist eine ureigene Emotion, die Menschen in Gefahrensituationen vor dem Schlimmsten bewahrt. Ist Gefahr in Verzug, reagiert unser Körper mit einem erhöhten Herzschlag, sodass mehr Sauerstoff durch den Organismus gepumpt wird und vor allem unser Gehirn mit dem lebensnotwendigem Gas versorgt wird. Dadurch erhöht sich die Konzentrations- und Leistungsbereitschaft, die schnelles Handeln ermöglicht. Nachdem die Gefahr und somit die Angst vorüber ist, entspannt sich der Körper wieder.
Arten von Angststörungen
Wenn das Gefühl der Angst jedoch in keinem Verhältnis zur realen Gefahr steht und über einen längeren Zeitraum andauert, wird sie für die Betroffenen zu einer psychischen Belastung. Vor allem Eltern fällt es schwer, das Verhalten ihrer Kinder als Angst zu erkennen. Denn Gründe zur Angst gibt es viele: Das Spektrum reicht von speziellen Situationen oder Objekten wie Hunden oder Monstern (Spezifische Phobie) über die Angst vor Trennung (Trennungsangst) bis hin zur Furcht vor sozialen Kontakten und Aktivitäten (Soziale Angst).
Folgen von Angststörungen bei Kindern
Wird die Angststörung der Kinder nicht erkannt oder bleibt unbehandelt, zieht dies schwere Folgen nach sich. „Kinder und Jugendliche mit einer Angsterkrankung leiden oft noch als Erwachsene unter einer psychischen Erkrankung. Genau deshalb ist es wichtig, den Betroffenen möglichst frühzeitig eine Behandlung zu ermöglichen“, betonen die Bochumer Psychologinnen Prof. Dr. Silvia Schneider und M. Sc. Verena Pflug.
Das Therapieangebot gegen Angststörungen
In Rahmen einer Studie bietet das Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum eine mehrwöchige Therapie an. Das Angebot richtet sich an Kinder von 8 bis 14 Jahren und deren Eltern. Nach einem diagnostischen Verfahren, das in Anwesenheit der Eltern durchgeführt wird, erfahren die Betroffenen in 16 Therapiesitzungen, wie ihre Ängste entstehen. In einem nächsten Schritt entwickeln ausgebildete und erfahrene Therapeuten mit den Kindern Strategien, wie sie ihre Furcht abbauen. Je nach Situation nehmen auch die Eltern an den Therapiesitzungen teil. Anschließend führen die Kinder kleine Mutproben durch, um die Ängste in herausfordernden Situationen zu überwinden. Nach der eigentlichen Therapie schließen sich Nachuntersuchungen an.
Therapie in mehreren Städten
Das Therapieangebot ist Kern eines Forschungsprojekts zu Angststörungen (PROTECT-AD), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Damit Betroffene aus mehreren Teilen Deutschlands an dem Programm teilnehmen können, arbeiten unterschiedliche universitäre Zentren für Psychotherapie zusammen. So wird das Programm in Bochum, Dresden, Marburg und Würzburg angeboten. Ziel der Studie ist es zu überprüfen, ob die Teilnahme der Eltern an der Therapie ihrer Kinder den Behandlungserfolg beeinflusst. Dies wird herausgefunden, indem die Ergebnisse aus der Gruppe, in der die Eltern dabei sind, mit der Gruppe ohne Eltern verglichen werden.
Offene Sprechstundenwoche
Neben diesem Therapieangebot bietet das Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit vom 7. bis zum 11. September eine offene Sprechstundenwoche an. Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen können somit kurzfristig Beratungsgespräche wahrnehmen und von den Therapeuten erfahren, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.