Bereits bei einem leicht erhöhten Bluthochdruck besteht Handlungsbedarf, meinen Experten der Deutschen Hochdruckliga e.V. Zwei aktuelle Studien untermauern diese Einschätzung.
Leichter Bluthochdruck – was ist das?
Ab einem Wert von 140/90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) spricht man von Bluthochdruck. Die erste Zahl steht für den systolischen Wert, der vorliegt, wenn die Druckwelle des Herzschlages durch die Arterien zieht. Die zweite Zahl entspricht dem diastolischen Wert. Er besteht zwischen zwei Herzschlägen, wenn die Herzkammern entspannen. Bleiben die Werte unter 160/100 mmHg, liegt lediglich ein leichter Bluthochdruck vor. Von Medizinern wird dieser als „milde Hypertonie“ oder „Grad-1-Hypertonie“ bezeichnet.
Bereits leichter Bluthochdruck gefährdet das Herz
Ob bei einer milden Hypertonie Behandlungspflicht besteht, ist immer wieder kontrovers diskutiert worden, denn es gab nur wenige Studien zu diesem Thema. Vor Kurzem sind allerdings zwei Arbeiten erschienen, die den Vorteil einer Therapie belegen. Im vergangenen Februar erschien im „British Medical Journal“ eine Datenauswertung von rund 89.000 Bluthochdruck-Patienten. Demnach erhöht ein Anstieg des systolischen Bluthochdrucks auf mehr als 150 mmHg sowohl das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch das Sterberisiko. Nur einige Wochen zuvor war in der Online-Ausgabe der „Annals of Internal Medicine“ eine Analyse von rund 15.000 Datensätzen von Patienten mit milder Hypertonie veröffentlicht worden. Auch sie zeigt, dass für die Patienten, die mit Medikamenten behandelt worden waren, das Risiko für Schlaganfälle und einen früheren Tod geringer waren als für die unbehandelten Patienten.
Die Deutsche Hochdruckliga sieht sich damit in ihrer bisherigen Haltung bestätigt. „Eine milde Hypertonie ist keineswegs harmlos, sondern es besteht ein zeitnaher Handlungsbedarf nach Diagnosestellung“, meint Prof. Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga und Direktor der Medizinischen Klinik I für Allgemeine Innere Medizin, Nephrologie, Rheumatologie und Pneumologie des Städtischen Klinikums Karlsruhe.
Medikamente sind erst die zweite Wahl
Dr. Hausberg betont: „Lebensstiländerungen sind das Mittel der ersten Wahl bei ansonsten gesunden Patienten, allein durch sie kann eine milde Hypertonie verschwinden.“ Dabei sind die wichtigsten Änderungen der Abbau von Übergewicht und regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung mit wenig Salz und viel Obst und Gemüse, ein nur mäßiger Alkoholgenuss und der Verzicht auf Nikotin. „Häufig sinkt der Blutdruck in den ersten drei Monaten nach einer entsprechenden Umstellung so stark, dass Medikamente nicht notwendig sind“, erklärt der Experte. Werden in dieser Zeit jedoch keine unbedenklichen Werte erreicht, darf mit einer medikamentösen Therapie nicht gewartet werden, erläutert Hausberg.