Die Zahl an Menschen mit Demenz nimmt zu. Aber nicht nur für Betroffene, auch für Angehörige bedeutet die Erkrankung eine psychische Belastung. Eine psychotherapeutische Behandlung der Angehörigen verbessert oftmals die Lebensqualität.
Bei der meist im Alter auftretenden Erkrankung Demenz kommt es zu einem zunehmenden Verlust kognitiver Fähigkeiten wie Gedächtnis- und Denkstörungen: So gehören Sprach- und Wortfindungsstörungen sowie Unkonzentriertheit zum Erscheinungsbild der Krankheit. Die Stimmung der Betroffenen ist von Passivität, Interesselosigkeit sowie Ängstlichkeit geprägt. Aber auch das Verhalten ändert sich: Menschen mit Demenz sind oft unruhig, gereizt und wie aus dem Nichts plötzlich aggressiv oder traurig.
Erhöhtes Risiko auf psychische Erkrankungen bei pflegenden Angehörigen
Für die Angehörigen, die ihre Lieben rund um die Uhr zu Hause pflegen, bedeutet dies auf Dauer eine hohe psychische Belastung. Nicht selten führt dies zu einer Überforderung. Dass bei den Angehörigen tatsächlich ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen vorliegt, zeigen jetzt Untersuchungen klinischer Psychologen der Universität Jena. Vor allem depressive Symptome sind häufig.
Psychotherapeutische Unterstützung verringert Depressivität
Pflegende Angehörige sorgen sich beinahe 24 Stunden um das psychische und physische Wohlergehen ihrer Lieben. Doch dabei ist es wichtig, dass ihre eigene seelische und körperliche Gesundheit nicht unter der Pflege leidet. Deswegen entwickelt das Team um Prof. Dr. Gabriele Wilz im Rahmen des Projekts „Telefonische Therapie von Angehörigen von Demenzkranken“ (Tele.TAnDem) therapeutische Unterstützungsmöglichkeiten. Das Konzept: Psychotherapeutische Gespräche am Telefon. Wie die Studie zeigt, reduzieren qualifizierte therapeutische Basiskompetenzen des Therapeuten die Depressivität der Betroffenen. Darüber hinaus nehmen die Studienteilnehmer das therapeutische Gespräch oft als entlastend und befreiend wahr.
Verständnis für die Krankheit reduziert Belastungsgefühl Angehöriger
Häufig fällt es den Angehörigen schwer, die Verhaltens- und Persönlichkeitsänderungen der an Demenz Erkrankten zu akzeptieren. Deswegen hält das Forscherteam eine kognitive Verhaltenstherapie als geeignete Methode zur psychologischen Betreuung. Das belegen auch die Studienergebnisse. So wirkt sich das gedankliche Verändern der Lebenskonzepte positiv auf das Belastungsgefühl der Angehörigen aus: Bewerteten die Studienteilnehmer beispielsweise
ein Verhalten der Demenzkranken als negativ, führte ein therapeutisches Gespräch am Telefon oftmals zur Erweiterung des Krankheitsverständnisses. Folglich nahmen die Angehörigen die Pflege als weniger belastend wahr.
Kognitives Umdenken: Auch den Pflegenden darf es gut gehen
Aber nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich ist ein Umdenken erforderlich: Auch auf persönlicher Ebene bereichert eine neue Denkweise das eigene Erleben und Verhalten. Das vom Pflegenden ersehnte Ziel, mehr Zeit für sich zu haben, kann er erst umsetzen, wenn er sich dies auch erlaubt. Um diesen Schritt zu gehen, bedarf es oftmals therapeutische Hilfe. Das Ergebnis: Die Studienteilnehmer waren generell zufriedener und verbesserten den Umgang mit ihren pflegebedürftigen Angehörigen.
Die Studie zeigt, dass sich psychotherapeutische Gespräche am Telefon mit pflegenden Angehörigen deutlich positiv auf deren inneres Erleben und Verhalten und somit auf deren Lebensqualität auswirken. Im Umkehrschluss ermutigt es Angehörige, die sich überlastet fühlen, sich um eine Psychotherapie zu bemühen.