Eine neue Harnstein-Leitlinie informiert Patienten über die aktuellen Entwicklungen in der Diagnostik und Behandlung von Nieren- und Harnleitersteinen. Für besonders bedeutend halten die Leitlinien-Herausgeber auch das Vorbeugen von Rückfällen.
Harnsteine: Jeder Zehnte betroffen
Harnsteine fallen längst in die Kategorie der Volkskrankheiten: In Deutschland hat sich die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen seit Mitte der 1980er-Jahre verdreifacht. „Wir gehen heute davon aus, dass etwa jeder Zehnte einmal im Leben einen Harnstein entwickelt, von denen dann grob jeder Vierte später erneut Steine bekommt“, erläutert Prof. Dr. Thomas Knoll, Chefarzt der Sindelfinger Klinik für Urologie und der Vorsitzende des Arbeitskreises Harnsteine der Akademie der Deutschen Urologen.
Harnsteine: Risikofaktoren kennen
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) hat deshalb eine neue Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Prophylaxe von Harnsteinleiden erstellt. Die zunehmende Häufigkeit von Harnsteinerkrankungen wird in der Leitlinie auf veränderte Lebensumstände und Ernährungsgewohnheiten zurückgeführt. Übergewicht, Bewegungsmangel, Diabetes sowie fortgeschrittenes Lebensalter und männliches Geschlecht sind laut Prof. Knoll bekannte Risikofaktoren. Darüber hinaus werden Harnsteine durch unzureichende Flüssigkeitsaufnahme und damit ungenügende Urinverdünnung begünstigt. Eine verbesserte medizinische Diagnostik hat dazu geführt, dass Harnsteine häufiger als früher nachgewiesen werden.
Harnsteine: Rückfällen vorbeugen
Manch Betroffener wird kleinere Steine auf natürlichem Wege wieder los, bei größeren Exemplaren schafft dagegen nur eine Operation oder Endoskopie Abhilfe. Jedoch ist mit der Entfernung eines Harnsteins – egal ob natürlich oder therapeutisch – die Ursache nicht beseitigt. In vielen Fällen kommt es wieder zu Steinen. Leitlinien-Koordinator Prof. Dr. Thomas Knoll meint: „Wenn der Schmerz erst einmal weg ist, vergessen viele die Harnsteine bald wieder. Ohne Metaphylaxe liegt das Rezidivrisiko, abhängig von der Art der Steine, jedoch über 50 Prozent. Eine risikoadaptierte Nachsorge kann dies deutlich senken.“
Behandlung von Harnsteinen: Immer öfter Endoskopie statt OP
Die neue Leitlinie, die eine Version von 2009 ersetzt, stellt die Bedeutung einer adäquaten Nachsorge stärker heraus. Darüber hinaus greift die Leitlinie insbesondere aktuelle Entwicklungen in der bildgebenden Diagnostik auf. So hinterfragen die Experten beispielsweise die Notwendigkeit diagnostischer Röntgenuntersuchungen aufgrund ihrer Strahlenbelastung und bevorzugen stattdessen Ultraschall oder Computertomografie. Deutlicher herausgearbeitet wurde in der neuen Leitlinie zudem der therapeutische Umgang mit speziellen Risikogruppen wie Kindern und Schwangeren.