Nach einer OP unter Narkose stellt sich bei einigen Menschen ein Verwirrtheitszustand ein. Vor allem Ältere sind betroffen. Wie Sie Ihre Angehörigen unterstützen, das sogenannte Delir zu überwinden.
Nach einem operativem Eingriff unter Narkose besteht insbesondere bei Senioren die Gefahr, dass sich eine vorübergehende Verwirrung einstellt: Das sogenannte postoperative Delir oder Durchgangssyndrom äußert sich in Desorientierung, Beeinträchtigung des Gedächtnisses, Unruhezuständen, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen. „Als Auslöser für diese Symptome kommen zum einen medizinische Komplikationen wie beispielsweise Flüssigkeitsmangel oder Nebenwirkungen von Medikamenten in Frage. Zum anderen spielt jedoch auch die unvertraute Umgebung im Krankenhaus, die zahlreichen Untersuchungen und die besondere Belastungssituation eine Rolle, die die Betroffenen in erheblichen Stress versetzen können. Aber auch Reizüberflutung durch zu viele unbekannte Geräusche oder Personen im Umfeld sind mögliche Auslöser, ebenso wie Beeinträchtigungen im Bereich der Wahrnehmungen – etwa wenn Betroffene ihre Brille oder ihre Hörgeräte nicht tragen“, erklärt Dr. Martin Haupt von der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP) in Wiehl.
Delir oft als Demenz missinterpretiert
Das Delir äußert sich in zwei Formen: Der überwiegende Teil der Betroffenen liegt im Bett und wirkt apathisch. Andere wiederum weisen eine große Unruhe und motorische Aktivität auf, die zu Verletzungen führen kann. Man vermutet, dass bei ca. ein bis zwei Drittel der Betroffenen das Delir nicht erkannt wird. Laut Dr. Haupt bestehe die Gefahr, dass die auftretende Orientierungslosigkeit und Unruhe als Demenz gedeutet wird. Daraufhin verabreichte Psychopharmaka verschärfen möglicherweise die Situation. Deshalb rät der Experte, dass Angehörige bereits vor der Operation über die Vorgeschichte und Verhaltensauffälligkeiten des Betroffenen mit den Ärzten sprechen.
Tipps zum Unterstützen für Angehörige
In der Regel tritt das Delir während des Krankenhausaufenthalts auf und bildet sich nach einigen Tagen zurück. Manche Älteren benötigen hingegen Monate, um ihre ursprünglichen kognitiven Fähigkeiten wiederzuerlangen. Angehörige können ihre Lieben dabei unterstützen, indem sie sie im Krankenhaus besuchen, ihnen Familienbilder, aktuelle Kalender oder persönliche Gegenstände auf den Nachtisch stellen. Denn wie der Besuch der Engsten können diese Kleinigkeiten die nötige Vertrautheit in der fremden Umgebung herstellen, erläutert Haupt. Das Berichten von Neuigkeiten aus Familie oder Nachbarschaft hilft den Senioren, Isolationsgefühle zu verringern und das Gefühl für die Realität wiederzuerlangen. „Es geht darum, den betroffenen Menschen in der ungewohnten Umgebung Sicherheit und ein Gefühl der Verankerung zu vermitteln sowie auch Ängste abzubauen“ , erklärt Dr. Haupt. Neben den nötigen Medikamenten sind dies wirksame Methoden, den Stress zu reduzieren.