Patienten mit einer speziellen Form der Epilepsie profitieren von einer mikroinvasiven Hirnoperation. Eine aktuelle Studie veranschaulicht die gute Langzeitwirkung der Therapiemethode. Die besten Erfolgsaussichten haben junge Epileptiker.
Ein epileptischer Anfall gleicht einem Gewitter im Gehirn, bei dem sich plötzlich bestimmte Nervenzellgruppen unkontrolliert entladen. Die Folge sind unwillkürliche Bewegungen und Muskelzuckungen mit oder ohne Bewusstseinsverlust. Bei der fokalen kortikalen Dysplasie (FCD), einer Unterform der Epilepsie, gehen die Anfälle von Fehlbildungen in der Großhirnrinde aus. Die betroffenen Gehirnareale lassen sich gut orten, dank moderner Technologien wie der Magnetresonanztomografie und der hochauflösenden Hirnaktivitätsmessung. Oft erzielen Medikamente bei FCD nur schlechte Ergebnisse. In diesem Fall entfernt der Hirnchirurg die betroffenen Bereiche der Großhirnrinde mikroinvasiv. Bei dem Eingriff gehen nur minimale Anteile der Hirnsubstanz verloren und das Risiko für Komplikationen ist geringer als bei anderen Gehirnoperationen.
Studienergebnisse zur mikroinvasiven Hirnoperation noch besser als vermutet
Prof. Dr. Andreas Schulze-Bonhage, leitet das Epilepsiezentrum an der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Mit seinem Forscherteam beobachtete er über 12 Jahre hinweg 211 Patienten mit FCD, die sich einer mikroinvasiven Gehirnoperation unterzogen hatten. 67 Prozent der Studienteilnehmer benötigten nach der Operation keine oder deutlich weniger Medikamente als vorher, 30 Prozent blieben oft aus eigenem Sicherheitsbestreben bei ihrer alten Medikamentendosis. Zwei Drittel der Studienteilnehmer erlitten innerhalb der 12 Jahres-Frist keinen Anfall mehr. „Dieses Ergebnis übertraf unsere Erwartungen deutlich“, kommentiert Prof. Schulze-Bonhage. Bei bisherigen Studien, die alle deutlich weniger Teilnehmer umfassten, als die aktuelle, blieben 30 bis 40 Prozent der Operierten anfallsfrei.
Beste Langzeitwirkung bei jungen Patienten
„Ob der Patient nach der Operation anfallsfrei ist, hängt stark vom Alter des Patienten ab“, erklärt Prof. Schulze-Bonhage. Die besten Erfolgsaussichten haben Epileptiker unter 18 Jahre. „Bei Kindern und Jugendlichen sollte deshalb eine Operation erwogen werden, sobald sich zeigt, dass die Erkrankung nicht mit Medikamenten behandelt werden kann“, rät der Experte. Die Neurochirurgen des Universitätsklinikums Freiburg behandeln bereits 3-monatige Säuglinge mit ausgeprägter FCD.