Betagte Autofahrer gelten für viele Deutsche als Risikofaktor im Straßenverkehr. Zu Recht oder Unrecht? Der irische Wissenschaftler Desmond O’Neill vom Trinity College in Dublin hinterfragte die gängigen Ansichten.
Prof. O’Neill analysierte die Unfallstatistiken und trug seine Erkenntnisse beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Halle vor. Sein Plädoyer: Ältere Menschen nicht per se abstempeln. Denn ja, Sie können Auto fahren!
Ältere können Risiko besser einschätzen
„Ältere Autofahrer sind keine Risikogruppe!“, erläuterte der Geriater und Schlaganfall-Spezialist mit Verweis auf Unfallstatistiken in seinem Vortrag. „Alte Menschen gehören entgegen aller Überzeugungen zu den sichersten Verkehrsteilnehmern.“ O’Neill nennt einen einfachen Grund hierfür: Erfahrung! Während Jüngere sich oft auf ihr Fahrgeschick verlassen würden, hätten Ältere im Laufe der Jahre gelernt, Risikosituationen richtig einzuschätzen – und sie, wenn möglich, schon im Voraus zu vermeiden. „Wenn es draußen dunkel und eisig ist, verlegen Ältere die Fahrt halt auf den Folgetag, wenn die Bedingungen besser sind“, nennt er ein Beispiel. Seine Erkenntnis lautet daher: „Das Alter bringt die Fähigkeit mit sich, sicher Auto zu fahren.“
Das Alter stellt spezielle Bedürfnisse ans Auto
O’Neill wirbt dafür, ältere Menschen dabei zu unterstützen, möglichst lange mobil und aktiv zu bleiben. Er fordert, dass die Autoindustrie mehr Rücksicht auf ihre speziellen Bedürfnisse nehmen sollte. So seien herkömmliche Airbags eine nicht unerhebliche Gefahrenquelle. Die Geschwindigkeit und die Kraft, mit der sie sich entfalten, seien standardmäßig ausgelegt für jüngere, 70 Kilogramm schwere Männer. „Ältere Menschen sind aber viel zerbrechlicher“, mahnt O’Neill. „Hier ist gerade mit Blick auf den demographischen Wandel in Punkto Fahrsicherheit noch einiges zu tun!“