Ungefähr ein Drittel der Diabetiker über 70 Jahren leidet unter Inkontinenz. Beschwerden dieser Art gelten als Tabuthema und führen häufig in die Isolation. Die Deutsche Diabetes-Hilfe (diabetesDE) möchte dem entgegenwirken. Sie macht den Betroffenen Mut, ihren Arzt auf das Problem anzusprechen und eine der vielen Therapiemöglichkeiten in Anspruch zu nehmen.
Wie Diabetes zur Inkontinenz führt
Langfristig erhöhte Blutzuckerspiegel schädigen die Nerven. Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang von der diabetischen Neuropathie. In der Konsequenz gelangen wichtige Botschaften – so auch Informationen über den Füllungszustand der Blase nicht mehr zum Gehirn, die Blasenwand überdehnt sich, wird geschwächt und der Muskel zur Blasenentleerung verliert an Kraft. Infolgedessen entleert sich die Blase nicht mehr vollständig. Daraus ergeben sich Inkontinenz, Nierenschäden, eine Überlaufinkontinenz mit tröpfchenweisem Harnabgang, sowie Blasenentzündungen bis hin zur Blutvergiftung. Besonders gefährdet sind Frauen, deren Beckenbodenmuskulatur durch Schwangerschaften und Geburt beeinträchtigt ist. Bei Männern begünstigen Harnröhrenveränderungen sowie eine vergrößerte Prostata das Auftreten einer Inkontinenz.
Von der Schwierigkeit, den ersten Schritt zu unternehmen
„Vielen Betroffenen ist ihre Inkontinenz so peinlich und unangenehm, dass ihre Lebensqualität stark eingeschränkt ist“, berichtet Prof. Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE. „Um die Beschwerden behandeln zu können, ist ein Austausch mit dem Diabetologen darüber jedoch sehr wichtig“, fügt er hinzu. Ist das Thema erst angesprochen, eröffnen sich schnell Wege aus der Isolation. An erster Stelle steht eine optimierte Blutzuckereinstellung. Sie hilft dabei, die fortschreitende Nervenschädigung aufzuhalten. Gegen die Inkontinenz selbst wirken je nach Patient und Schweregrad Beckenbodentraining, Medikamente, harnableitende Techniken oder eine Operation.