Ungefähr die Hälfte der Menschen werden im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal mit einem traumatischen Ereignis konfrontiert, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Um das einschneidende Geschehen möglichst gut zu verarbeiten, spielt Geborgenheit eine entscheidende Rolle.
Nicht aus jedem traumatischen Ereignis entwickelt sich eine PTBS
Nicht viele Menschen werden Opfer oder Zeugen einer Naturkatastrophe, eines Krieges oder eines Gewaltverbrechens. Doch die Gefährdung der sozialen Sicherheit wie durch Arbeitslosigkeit oder die Bedrohung des persönlichen Beziehungsnetzes können ebenso eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auslösen. Darunter versteht man eine psychische Folgeerkrankung extremer Erlebnisse, die die persönlichen Verarbeitungs- und Bewältigungsmöglichkeiten überfordern.
1. Schritt: Geborgenheit
Nach dem belastenden Ereignis ist es erforderlich, den Ort des Geschehens zu verlassen und einen geschützten Bereich aufzusuchen. „Als erste Hilfsmaßnahme ist es zunächst wichtig, neben notwendigen medizinischen Maßnahmen, in einer möglichst ruhigen Schutzzone Fürsorge zu erfahren und beispielsweise mit Decken, Wasser oder Nahrungsmitteln versorgt zu werden“, rät Prof. Dr. med. Martin Driessen von der DGPPN in Berlin.
2. Schritt: Gespräche und Bewegung
Angst und Spannungen sind oftmals erste Folgen des traumatischen Ereignisses. Um diese abzubauen, wirken Gespräche mit Angehörigen und Freunden erleichternd. Dabei betont Driessen, sich das Ende des Geschehens bewusst zu machen. Das helfe, das Erlebte zu verarbeiten und hinter sich zu lassen. „Bewegung und Sport können dazu beitragen, Angst und Spannungen abzubauen. Hingegen sollte auf den Konsum von anregenden Stimulanzien wie Kaffee und Zigaretten möglichst verzichtet werden. Auch sollten kein Alkohol und möglichst keine Beruhigungsmittel eingenommen werden, da dies einen adäquaten Umgang mit der Problematik eher erschwert.“ Zudem bürge es die Gefahr, eine Suchterkrankung zu entwickeln. Genügend Schlaf, eine gesunde Ernährung und möglichst wenig Stress helfen, im Alltag wieder zurechtzukommen.
Therapie gegen psychische Folgestörungen
Das einschneidende Erlebnis hat das psychische Gleichgewicht durcheinander gebracht. Um das belastende Geschehen zu verarbeiten, vergehen in der Regel mehrere Wochen. Dabei treten möglicherweise Symptome wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit und Wiedererinnerungen auf. Leiden die Betroffenen länger als ein Monat darunter, erleben starke Ängste oder kommen mit dem Erlebten nicht zurecht, rät der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zu einer Therapie: „Traumatisierten Menschen mit einem hohen Risiko für eine Folgestörung kann durch eine adäquate Therapie geholfen werden, um anhaltendes Leiden zu vermindern und bestenfalls zu verhindern.“ Professionelle Unterstützung bieten Fachärzte, geschulte Psychotherapeuten und Opferambulanzen.