Dass Deutschland eine Leistungsgesellschaft ist, steht außer Frage. Doch der Leistungsdruck nimmt weiter zu, wie eine gemeinsame Studie der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK beweist. 42 Prozent der 1000 Befragten geben an, dass Ihr Arbeitsumfeld von steigenden Leistungs- und Ertragszielen geprägt ist. Die Entwicklung geht zu Lasten der Arbeitnehmer und Ihrer Gesundheit warnen die Autoren der Studie und präsentieren neue Wege für ein gesundheitsförderndes Arbeits- und Leistungsverhalten.
Steigender Leistungsdruck begünstigt selbstgefährdendes Verhalten am Arbeitsplatz
Die wirtschaftliche Situation hat sich geändert. Während die Unternehmen mit Leistungsdruck und steigenden Zielvorgaben reagieren, versuchen die Arbeitnehmer ihre Arbeitsplätze durch wachsendes Engagement zu sichern. 23 Prozent der Befragten verzichten auf ihre Pausen, 18 Prozent gehen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und 12,5 Prozent arbeiten sogar im Krankheitsfall. Unter dem steigenden Druck nimmt auch die Bereitschaft für selbstgefährdendes Verhalten zu. Berufstätige risikieren ein Burnout und häufen Überstunden an, konsumieren Aufputschmittel wie Koffein, Nikotin und Alkohol oder missachten bewusst Schutz- und Qualitätsstandards.
Kein Ausweg aus der Leistungsspirale?
Häufig bewegen sich die Arbeitnehmer in einer unentrinnbaren Leistungsspirale. Sind die hohen Ziele erst erreicht, werden sie schnell zu neuen Standards erklärt, bis sich die Ansprüche langsam ins Unerreichbare schrauben. Nur jeder Zweite glaubt, dieser Dynamik entrinnen zu können oder Einfluss auf sein Arbeitspensum zu haben. Ein Drittel zeigt sich angesichts der wachsenden Ansprüche überfordert und ein Viertel gibt zu, dass derzeitige Tempo nicht dauerhaft durchhalten zu können.
Neue Lösungsansätze
Angesichts dieser Entwicklung befürwortet Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzenden der BARMER GEK, das geplante Präventionsgesetz gegen Stress am Arbeitsplatz. Dr. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung sieht die Verantwortung auch bei den Unternehmen: "Das Management kann die Leistungskultur maßgeblich beeinflussen und durch realistische Arbeitsziele ein gesünderes Arbeitsumfeld schaffen", meint Dr. Mohn. Die Studienautoren Prof. Gert Kaluza und Dr. Anja Chevalier setzen auf offene Zielvereinbarungsgespräche mit realistischen, innerhalb der Arbeitszeit bewältigbaren Projekten. Zugleich appellieren sie an die Arbeitsnehmer selbst. Diese sollen sich ihrer Grenzen bewusst werden, um ihr Potential auch langfristig nutzen zu können.