Ein Team der Universität Luxemburg hat knapp 100 Schlaganfallpatienten besucht und sich ein Bild von deren Lebenssituation verschafft. Viele der Befragten sorgen sich um ihre Zukunft und wünschen sich mehr medizinische Aufklärung. Häufig neigen sie zu Depressionen, die ihren Gesundheitszustand weiter verschlechtern.
Mit einem Schlag ist alles anders
Durch einen Schlaganfall verändert sich das Leben abrupt. Nach der traumatischen Erfahrung gilt es grundlegende Fertigkeiten wie Laufen und Sprechen neu zu erlernen und nicht selten endet mit der Erkrankung die berufliche Karriere. In etwa drei Viertel der Fälle bleiben Einschränkungen bestehen und stellen neue Anforderungen an den Alltag. Gesundheitspsychologen der Universität Luxemburg haben knapp 100 Schlaganfallpatienten besucht und sie zu ihren persönlichen Sorgen und Problemen interviewt. Die Befragten waren alle ca. 65 Jahre alt, stammten aus dem Großherzogtum Luxemburg und hatten vor etwa zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten.
Die ungewisse Situation wirft viele Fragen und Sorgen auf
Wie sich herausstellte leiden die Schlaganfallpatienten vor allem an mangelnder Information und der Ungewissheit ihrer Situation. Sie quälen sich mit ungeklärten Fragen zu ihrer gesundheitlichen Zukunft und wissen oft nicht, woher sie Hilfe erhalten können. Häufig misstrauen sie den Informationen, die sie erhalten oder wünschen sich bessere medizinische Aufklärung. Zusätzlich scheint eine fehlende Koordination zwischen den Pflegekräften Unsicherheit zu schüren. Besonders Geringverdiener und Patienten mit niedrigem Bildungsniveau zeigen sich von der ungewissen Situation beeinträchtigt. Leichter haben es Patienten, die weiterhin einer beruflichen Tätigkeit nachgehen oder Rückhalt von Familie und Freunden erhalten.
Auf den Schlaganfall folgt die Depression
Häufig stießen die Forscher bei ihren Recherchen auf Zeichen depressiver Erkrankungen wie Schlafprobleme, emotionale Störungen, Kommunikationsschwierigkeiten und Müdigkeit. Sie sehen darin eine ernsthafte Gefährdung für die gesundheitliche Entwicklung der Patienten. „Depression ist dafür bekannt, physische, mentale und soziale Fähigkeiten einzuschränken und das Risiko von Behinderungen und frühzeitigem Tod zu erhöhen“, erläutert Frau Professor Michéle Baumann von der Universität Luxemburg. Mit Hilfe der Studie möchte sie die Fragen und Bedürfnisse der Patienten ermitteln und so den Teufelskreis aus Krankheit, Sorgen und Depression durchbrechen.