Im Jahr 2011 mussten circa 28.000 Deutsche ins Krankenhaus, da sie sich im dem Bakterium Clostridium difficile infiziert haben. Der Erreger breitet sich häufig nach der Einnahme von Antibiotika im Darm aus und zerstört die Darmschleimhaut. Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) raten deshalb zu einem bedachten Einsatz von Antibiotika.
Darmkeim vermehrt sich unkontrolliert
Das Bakterium Clostridium difficile kommt überall in der Umwelt vor. Bei gesunden Menschen und Tieren ist es ein normaler Bestandteil der Darmflora. „Stören Antibiotika das Gleichgewicht der gesunden Darmflora, also die Besiedelung der Darmschleimhaut mit schützenden Mikroorganismen, kann sich der Erreger ungehindert vermehren. Gefährlich sind die Bakterien durch ihre Gifte: Die Toxine lähmen die Darmwand und führen im schlimmsten Fall zu einer ballonartigen Ausweitung des Dickdarms, einem toxischen Megacolon“, erklärt Prof. Dr. med. Markus Lerch, Präsident der DGVS. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Clostridium-difficile-Infektionen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Wurden im Jahr 2000 rund 1.300 Betroffenen in deutschen Krankenhäusern behandelt, waren es 2011 schon knapp 28.000. „Diese Daten sind alarmierend und ermahnen uns einmal mehr dazu, Antibiotika sehr gezielt einzusetzen“, betont Prof. Dr. med. Ansgar Lohse, Direktor der 1. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf.
Nach Ansicht der Experten gehen 15 bis 20 Prozent aller Durchfallerkrankungen im Zusammenhang mit Antibiotika auf das Konto von Clostridium difficile. Außerdem ist ein Großteil der Sterbefälle in Kliniken auf den Erreger zurückzuführen. „2011 verstarben insgesamt 4.152 Patienten im Krankenhaus im Zusammenhang mit Magen-Darm-Infektionen. Anhand von Zahlen aus den USA gehen wir davon aus, dass in Deutschland jährlich mindestens 2.000 Menschen mit Clostridium-difficile-Infektionen sterben“, fasst Prof. Dr. Lerch zusammen.
Vor allem Ältere betroffen
Neben den Erkrankungen mit Clostridium difficile nehmen auch Infektionen mit Noroviren, Rotaviren sowie Campylobacter- und E.coli.-Bakterien zu. „Durch Infektionen im Magen-Darmtrakt sind vor allem ältere Menschen gefährdet. Wir gehen davon aus, dass sich mit der demographischen Entwicklung die Problematik von Darminfektionen weiter verschärfen wird“, warnt Prof. Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena.