In Deutschland leiden 800.000 Menschen unter einem Grünen Star. Dagegen helfen Augentropfen, die den Augeninnendruck senken. Doch nicht immer schlägt die Therapie wie geplant an. Um den Effekt der Therapie besser beurteilen zu können, sollten Patienten die Tropfen zunächst nu r in einem Auge anwenden, rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).
Der Augeninnendruck unterliegt natürlichen Schwankungen
Der Grüne Star (Glaukom) ist weltweit eine der häufigsten Ursachen für Erblindungen. Meist ist die Erkrankung auf einen erhöhten Augeninnendruck zurückzuführen, der mit der Zeit den Sehnerv unwiderruflich schädigt. Um dies zu verhindern, verordnen Augenärzte in der Regel zunächst Augentropfen, die den Augeninnendruck senken sollen. „Ziel ist eine Reduktion um 25 bis 40 Prozent gegenüber den Ausgangswerten“, erläutert Professor Dr. med. Johann Roider, Präsident der DOG und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
Doch welchen Effekt die Therapie tatsächlich hat, ist nicht einfach festzustellen. Der Grund dafür: Der Augeninnendruck unterliegt natürlichen Schwankungen, die sich sowohl im Tages- als auch im Jahresverlauf zeigen. „Das macht es schwer zu unterscheiden, ob Druckunterschiede zwischen Messungen ohne Tropfen und Messungen mit Tropfen nun auf das Medikament oder die natürlichen Druckschwankungen zurückzuführen sind“, erklärt Professor Dr. med. Anselm Jünemann, Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Rostock.
An einem Augen testen
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten die sogenannten „one-eye trials“, die in den USA üblich sind. „Vor der Therapie misst der Augenarzt den Augeninnendruck beider Augen, am besten zu verschiedenen Zeitpunkten“, erläutert Jünemann. Diese Messungen zeigen, ob der Augeninnendruck auf beiden Augen stets gleich ist oder aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten stets den gleichen Unterschied aufweist. „Nach diesen Testmessungen empfehlen wir den Patienten, die Medikamente für bis zu vier Wochen zunächst nur in ein Auge zu tropfen“, führt der DOG-Experte weiter aus. Durch das einseitige Tropfen kann der Arzt nun im direkten Vergleich mit dem zweiten Auge anhand der Differenz ermitteln, ob das Medikament eine drucksenkende Wirkung entfaltet. „Ist das der Fall, können beide Augen therapiert werden“, empfiehlt Jünemann.
Das einseitige Tropfen hat noch einen Vorteil. „Der Augenarzt kann besser erkennen, ob das Medikament unerwünschte Nebenwirkungen hat, etwa Entzündungen der Lider, Bindehaut oder Hornhaut“, erklärt DOG-Präsident Roider. Um Nebenwirkungen zu minimieren, raten die Augenärzte zudem, die Augenlider nach dem Tropfen zu schließen und mit den Fingern eine Minute lang sanft auf den inneren Augenwinkel neben der Nase zu drücken – hier sitzt das Tränenpünktchen. „Dieses Manöver hilft zu vermeiden, dass die Wirkstoffe in den Blutkreislauf gelangen und die Leber unnötig belasten“, rät Roider.
Schlägt das gewählte Medikament nicht an, besteht die Möglichkeit, die Arznei zu wechseln oder ein weiteres Medikament hinzuzunehmen. Gelingt es nicht, den Augeninnendruck zufriedenstellend zu senken oder bestehen Unverträglichkeiten, sollte eine Glaukom-Operation erwogen werden.