In Deutschland haben circa 200.000 Menschen eine Ersatz-Herzklappe. Sie ersetzt in den meisten Fällen die eigene, verengte Aortenklappe. Eine schonende Alternative zur Operation ist der Herzklappen-Ersatz per Katheter. Das ist das Ergebnis einer aktuellen amerikanischen Studie.
Operation am offenen Herzen
Die Aortenklappe schließt die linke Herzkammer zur Hauptschlagader hin ab. Bei einer Aortenstenose ist die Klappe verengt. Dann muss das Herz deutlich mehr Kraft aufwenden als normal, um das Blut durch sie hindurch zu pressen. Infolgedessen verdickt sich die Muskulatur der linken Herzkammer immer mehr und wird schließlich nicht mehr ausreichend durchblutet. Dann benötigt der Betroffene eine neue Aortenklappe. Die Standardmethode ist eine Operation am offenen Herzen, unterstützt von einer Herz-Lungen-Maschine. „Gerade für ältere Menschen, die an weiteren Begleiterkrankungen leiden, bedeutet eine operative Erneuerung der Herzklappe ein hohes Risiko“, warnt Professor Dr. Georg Ertl, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Würzburg.
Ein kleiner Schnitt genügt
Eine schonendere Alternative sind so genannte interventionelle Verfahren. Die Eingriffe finden unter Röntgenkontrolle über einen Herzkatheter statt. Bei einer Aortenstenose heißt die Methode Katheter-basierte- oder Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI). Dabei führt der Arzt über einen kleinen Schnitt in der Leiste einen Ballonkatheter in die Blutbahn ein und schiebt ihn bis zum Herzen. Auf der Spitze des Katheters sitzt ein Drahtröhrchen mit einer neuen Herzklappe. Am Herzen angekommen, entfaltet sich der Ballon. Dadurch drückt sich die Ersatzherzklappe von innen in die Gefäßwand der alten Klappe und wird dort verankert.
TAVI schonender für Ältere
Eine aktuelle amerikanische Studie zeigt, dass das TAVI-Verfahren speziell für Hochrisikopatienten sicherer ist als eine Operation. Dazu werteten die Forscher die Daten von 795 Patienten aus 45 verschiedenen Herzzentren aus. Ein Jahr nach dem Eingriff war die Todesrate bei den TAVI-Patienten mit 14,2 Prozent deutlich niedriger als die der Operierten von 19,1 Prozent. Dieses Ergebnis stützt die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. Sie empfehlen bei Patienten über 75 Jahren mit hohem Risikopotential den kathetergestützte Ersatz von Aortenklappen.
Dennoch ist die Methode von der individuellen Situation des Betroffenen abhängig. „Die Entscheidung, ob bei einer Herzklappenerkrankung eine Operation oder ein interventionelles Verfahren zum Einsatz kommt, müssen Kardiologen und Herzchirurgen möglichst gemeinsam fällen“, fordert der Experte. Fällt die Wahl auf die TAVI-Methode, sollte immer ein Chirurg in Rufbereitschaft sein.