Bei durchschnittlich 80 Prozent der behandelten Tinnitus-Patienten verbessern sich mithilfe einer Neuro-Musiktherapie die Beschwerden. Ein möglicher Erklärungsgrund für den Erfolg der Behandlung: Die Tonhöhe der wahrgenommenen Geräusche sinkt. Dies bestätigte eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Musiktherapieforschung.
Kurzzeitherapie mit langer Wirkung
Seit zehn Jahren kommt die Neuro-Musiktherapie nach dem Heidelberger Modell gegen Tinnitus zum Einsatz. Entscheidend für die Wirksamkeit der Therapie ist, dass der chronische Tinnitus im Gehirn entsteht, und nicht auf Ebene der Ohren oder des Hörnervs. In einer fünftägigen Kompakttherapie hören die Patienten regelmäßig Musikeinheiten. Ziel der Behandlung ist es, die festgefahrenen Bahnen im Gehirn, die den Tinnitus produzieren, zu bewegen und damit die Tinnitusbelastung nachhaltig zu reduzieren.
Weniger hoch, weniger deutlich
Die Heidelberger Forscher ermittelten bei 204 Probanden im Therapieverlauf der fünftägigen Behandlung täglich die Tinnitusfrequenz. Im Vorfeld beschrieben die Patienten ihren Tinnitus als sehr gleichbleibend. Im Laufe der Behandlung verringerte sich die Tonhöhe der Ohrgeräusche um knapp zwei Oktaven. Eine niedrige Tonhöhe ist für die meisten Patienten weniger störend als hohe Töne. 15 Prozent der Patienten erlebten während der Therapie eine oder mehrere tinnitusfreie Phasen, in denen der Tinnitus über einen Zeitraum von mehreren Stunden oder gar Tagen nicht mehr hörbar war.
Nach Meinung der Forscher untermauern diese Ergebnisse die Erkenntnisse aus den bildgebenden Verfahren. Demnach ist eine Veränderung der festgefahrenen Tinnitus-Netzwerke im Gehirn durch die Musiktherapie innerhalb weniger Tage möglich.