Zwei Formen der Bestrahlung
Die Diagnose Brustkrebs ist für Betroffene ein Schock. Sie bedeutet aber nicht automatisch den Verlust einer Brust. In den meisten Fällen operieren die Ärzte heute brusterhaltend. Zunächst wird der Tumor zusammen mit angrenzendem gesunden Gewebe entfernt. Um übriggebliebene, unsichtbare Tumorzellen abzutöten, folgt anschließend eine Strahlentherapie. Bei der klassischen Methode EBRT wird die gesamte Brust täglich über einen Zeitraum von drei bis sechs Wochen von außen bestrahlt. Die Betroffenen leiden häufig unter Nebenwirkungen und müssen über Wochen hinweg täglich zum Arzt.
Eine Alternative dazu bietet die Intraoperative Strahlentherapie (IORT). Auch hier entfernen die Ärzte zunächst den Tumor. Danach bestrahlen sie noch während der Operation das kranke Gewebe am ehemaligen Rand des Tumors. Gesunde Körperzellen werden dabei nicht geschädigt. Durch diesen gezielten Einsatz ist eine hohe Strahlendosis möglich.
Gleichstand nach 5 Jahren
Im Rahmen der internationalen TARGIT-Studie verglichen Forscher beide Möglichkeiten der Strahlentherapie. Maßgeblich waren Rückfälle in der betroffenen Brust und die Überlebensrate der Betroffenen. Zwischen 2000 und 2012 wurden 1730 Patienten mit der EBRT-Methode und 1721 mit der Alternative IORT behandelt. Nach einer Beobachtungsphase von 5 Jahren lag das Ergebnis vor. Rückfallquote und Überlebensrate waren bei beiden Methoden fast identisch. Allerdings unterschieden sich beide Gruppen in der Anzahl der Sterbefälle aus anderen Gründen, beispielsweise durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit 1,3 Prozent waren IORT-Patienten davon seltener betroffen als die der EBRT-Gruppe mit 4,4 Prozent.
IORT besser verträglich
„Die Studie gibt uns die Gewissheit, dass wir mit der einmaligen IORT im Rahmen der Operation in etwa gleich gute Ergebnisse erzielen wie mit der herkömmlichen Standard-Strahlentherapie. Den Patientinnen kommt diese Therapieoption sehr entgegen, weil die gesamte lokale Behandlung mit dem Zeitpunkt der Operation abgeschlossen ist. Die Daten zeigen aber auch, dass die IORT den Körper insgesamt weniger belastet“, berichtet Professor Wenz, Direktor des Universitätsklinikums Mannheim. Allerdings beschränkte sich die Studie auf Frauen im Alter von mindestens 45 Jahren mit einzelnen Tumorherden im frühen Stadium. Ob die IORT-Methode für alle übrigen Betroffenen ebenfalls eine Alternative ist, erforschen die Experten derzeit.