Menschen mit Multipler Sklerose leiden oft an einer Gangstörung. Ein Medikament mit dem Wirkstoff Fampridin hilft, diese zu verbessern. Allerdings wirkt das Arzneimittel nicht bei allen MS-Patienten. Forscher der Universität Würzburg entwickelten eine Methode, um den Behandlungserfolg mit Fampridin vorherzusagen.
Magnetstimulation als Indikator
Bei Multipler Sklerose rufen Entzündungen in Gehirn und Rückenmark vielfältige Beschwerden hervor. Ein typisches Symptom sind Gangstörungen, welche Patienten im Alltag stark einschränken. Seit 2011 ist der Wirkstoff Fampridin in Deutschland zugelassen, um Gangstörungen bei MS zu behandeln. Er blockiert Kaliumkanäle auf der Oberfläche von Nervenausläufern und verbessert damit die Leitfähigkeit der Nervenfasern. Jedoch wirkt Fampridin nur bei weniger als der Hälfte der MS-Patienten.
Um unnötige Behandlungsversuche mit Fampridin zu vermeiden, haben Forscher der Universität Würzburg eine Methode entwickelt, um den Behandlungserfolg vorherzusagen. Mit Hilfe der Magnetstimulation lassen sich den Forschern zufolge genaue Vorhersagen treffen, ob das Medikament zum Erfolg führt.
Messung der ZML
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler bei 20 MS-Patienten die sogenannte zentralmotorische Latenz (ZML) bestimmt. Das ist die Zeit, die ein elektronischer Impuls braucht, um von der Hirnrinde bis zur Nervenwurzel auf Höhe der Wirbelsäule vorzudringen. „Die zentralmotorische Latenz spiegelt in erster Linie den Schädigungsgrad motorischer Bahnen infolge entzündlicher Entmarkungsherde wider“, erklärt Studienleiter Daniel Zeller. Zusätzlich haben die Forscher die Gehgeschwindigkeit vor und nach der 14-tägigen Einnahme von Fampridin gemessen. Erst wenn die Gehgeschwindigkeit um mindestens 20 Prozent gestiegen war, werteten die Wissenschaftler dies als Erfolg.
ZML und Gehgeschwindigkeit
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der ZML und der Änderung der Gehgeschwindigkeit während der Einnahme von Fampridin gibt: Je deutlicher die ZML vor der Therapie verlängert war, desto besser sprachen die Patienten auf das Medikament an. Bei Multiple SKlerose-Patienten mit normaler ZML war die Behandlung mit Fampridin meist erfolglos. „Dieses Ergebnis ist gut mit dem vermuteten Wirkmechanismus von Fampridin vereinbar“, betont Zeller. Weitere Studien sollen diesen Zusammenhang bestätigen, um in Zukunft unnötige Behandlungsversuche zu vermeiden.