Eine neue Wirkstoffkombination könnte die Prognose bei bösartigen Hirntumoren im Erwachsenenalter verbessern. In Labortests starben die Krebszellen ab. Dabei enthält die Wirkstoffkombination kein einziges Krebsmittel.
Bunte Mischung gegen Krebs
Das Glioblastom ist der häufigste bösartige Hirntumor im Erwachsenenalter und nicht heilbar. Der Tumor entwickelt sich aus Gliazellen des Gehirns, wächst rasch und infiltiert das umliegende Gewebe. Die mittlere Lebenserwartung bei Standardtherapie beträgt 14 Monate ab Diagnosestellung. Nach scheinbar erfolgreicher Operation, Bestrahlung und Chemotherapie wächst der Tumor erneut.
Seit einigen Jahren steckt die Therapie des Glioblastom in einer Sackgasse. Es gibt keine medizinischen Fortschritte in der Behandlung. Die Forscher, darunter der Ulmer Neurochirurg Professor Marc-Eric Halatsch, gingen deshalb neue Wege. Sie entwickelten einen Medikamentencocktail namens CUSP9-Protokoll. Dieser setzt sich aus neun verschiedenen Mitteln zusammen, die bereits zur Therapie anderer Krankheiten zugelassen sind: Mittel gegen Übelkeit, Rheuma, Malaria, HIV und Bluthochdruck. Dazu kommen ein Antipilzmittel und ein Antidepressivum, eine Substanz zum Alkoholentzug sowie ein Nahrungsergänzungsmittel. CUSP9 enthält kein einziges Krebsmedikament.
Klinische Studien geplant
Marc-Eric Halatsch erklärt den Vorteil des Aufgreifens bekannter Wirkstoffe: „Da das CUSP9-Protokoll auf zugelassenen oder bereits vermarkteten Medikamenten basiert, sind die minimalen durchschnittlichen Wirkstoffkonzentrationen im menschlichen Plasma, Liquor oder Hirngewebe bekannt. In vielen Fällen können wir auf umfangreiche Anwendungserfahrungen zurückgreifen.“ Mögliche Wechselwirkungen der Substanzen haben die Forscher mithilfe einer datenbank- und softwaregestützten Analyse erfasst.
Nach diesen Vorarbeiten erprobten sie ihre Wirkstoffkombination in Zellkulturen aus dem Tumorgewebe von Patienten. Mit ermutigenden Ergebnissen: CUSP9 ließ die Glioblastomzellen absterben. Die Wissenschaftler testen CUSP9 derzeit bei zwei Patienten. Um starke Nebenwirkungen auszuschließen, unterliegen die Betroffenen engmaschigen Kontrollen. Eine klinische Studie soll im nächsten Jahr beginnen.