Noch vor wenigen Jahren war die Delegation ärztlicher Leistungen an medizinisches Personal für viele Ärzte und Patienten undenkbar. Inzwischen befürworten viele chronisch kranke Patienten den Einsatz nichtärztlicher Fachkräfte, wie eine aktuelle Umfrage des Gesundheitsmonit ors von BARMER GEK und Bertelsmann-Stiftung belegt.
Ärzte entlasten, Versorgung sichern
Die Bevölkerung altert und es drohen in ländlichen Gebieten regionale Engpässe in der medizinischen Versorgung. Eine Möglichkeit, dem Einhalt zu gebieten, besteht in der Delegation ärztlicher Leistungen an nichtärztliches Fachpersonal, zum Beispiel an Angehörige des Pflegedienstes. Welche Leistungen delegationsfähig sind, hängt dabei von der Schwere des Krankheitsfalles und der Qualifikation des Assistenzpersonals ab. Zu den delegationsfähigen Leistungen gehören unter anderem Laborleistungen, physikalisch-medizinische Leistungen, Dauerkatheterwechsel, der Wechsel einfacher Verbände und einfache Messverfahren.
An der Befragung der BARMER GEK nahmen Versicherte teil, die die Diagnosen Diabetes, Bluthochdruck oder chronische Wunden aufwiesen. Für Patienten mit diesen Krankheitsbildern dürfen delegationsfähige Leistungen im Rahmen von Modellvorhaben erbracht werden. Insgesamt erhielten 1.817 Versicherte den Fragenbogen – 817 von ihnen wurden bereits von nichtärztlichem Fachpersonal behandelt.
Hohe Akzeptanz bei chronisch Kranken
Insgesamt signalisierten 63 Prozent der Befragten Bereitschaft, sich von Angehörigen anderer Gesundheitsberufe anstelle eines Arztes versorgen zu lassen. Die Mehrheit der Befragten ging davon aus, dass dadurch die Wartezeiten verkürzt werden.
In der Gruppe von Versicherten, die bereits erste Erfahrungen mit der medizinischen Betreuung durch nichtärztliche Gesundheitsfachkräfte sammelten, lag die Bereitschaft noch höher: 79 Prozent würden sich wieder von qualifizierten Gesundheitsfachkräften behandeln lassen. Jeder zweite Befragte dieser Gruppe bewertete die Beratung durch nichtärztliche Fachkräfte gleich gut wie die Beratung durch einen Arzt, 43 Prozent bewerteten sie sogar besser als die ärztliche Beratung. Auch beim "Eingehen auf Fragen und die Verständlichkeit der Information" erleben 57 Prozent die Gesundheitsfachkräfte als gleich gut wie einen Arzt, 31 Prozent sogar als besser.
Nichtärztlichen Gesundheitsberufe aufwerten
Mit Blick auf dieses Votum forderte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK Dr. Rolf-Ulrich Schlenker mehr Offenheit von der Ärzteschaft: "Selbstverständlich wird der Arzt zentraler Akteur im Gesundheitswesen bleiben. Allerdings müssen Ärzte und Patienten mehr Vertrauen in die Fähigkeiten anderer gut ausgebildeter Heilberufe setzen." Angesichts einer älter werdenden Bevölkerung und regionaler Versorgungsengpässe sollten die nichtärztlichen Gesundheitsberufe konsequent aufgewertet und die Delegationsregelungen systematisch ausgeweitet werden.