Schwangere benötigen doppelt so viel Jod wie Nicht-Schwangere. Schon ein geringer Jodmangel schadet der Hirnentwicklung des Kindes. Über die Nahrung ist der erhöhte Jod-Bedarf jedoch kaum zu decken. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rät schwangeren Frauen deshalb zur Einnahme von Jodtabletten.
Ein vermeidbares Defizit
Jod wird für den Aufbau der Schilddrüsenhormone benötigt. Doch viele Schwangere haben einen Jodmangel – ein Risiko für das Ungeborene. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet Jodmangel während der Schwangerschaft als die wichtigste vermeidbare Ursache eines Hirnschadens beim Kind. Störungen in der Hirnentwicklung können eine verminderte Intelligenz zur Folge haben und die Lese- und Sprachfähigkeit des Kindes beeinträchtigen.
Erst kürzlich ermittelten britische Forscher in einer Studie, die in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, bei zwei Dritteln von 1000 Schwangeren einen Jodmangel. Die Kinder der Frauen mit Joddefizit hatten im Grundschulalter häufiger schlechtere Ergebnisse in Lese- und Sprach-Tests als der Durchschnitt. „Sie waren langsamer, machten mehr Fehler und verstanden den Text schlechter als Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft ausreichend mit Jod versorgt waren“, berichtet Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE. „Die Unterschiede in der kognitiven Entwicklung, also in Bezug auf die verstandesmäßigen Fähigkeiten, waren statistisch eindeutig. Eine Folge könnten schlechtere Schulnoten sein.“
Negativer Trend zu verzeichnen
Als lebenswichtiges Spurenelement muss Jod über die Nahrung aufgenommen werden. Schon lange sind die Konsequenzen eines Jodmangels bekannt. Diesem versuchte man vorzubeugen, indem man Speisesalz mit Jod anreicherte und dieses jodierte Salz stärker in der Nahrungsmittelindustrie verwendete. Seit einigen Jahren gibt es jedoch einen umgekehrten Trend. Professor Schatz erläutert: „Meersalz wird als ‚natürlicher‘ angepriesen und jodfreies Salz wird weltweit vermehrt von Lebensmittelherstellern eingesetzt. Wir gehen wieder einem Jodmangel entgegen, der nicht sein müsste.“
Täglich eine Tablette
Auch mit Jod angereichertes Speisesalz ist für Schwangere nicht ausreichend, um das Joddefizit zu senken. „Wir empfehlen weiterhin, dass Schwangere und auch stillende Mütter nach Rücksprache mit ihrem Arzt Jodtabletten einnehmen“, betont Professor Führer. Die WHO empfiehlt Schwangeren und stillenden Müttern eine Jodaufnahme von 250 Mikrogramm (µg) pro Tag. Da ein Mensch mit der Nahrung täglich etwa 100 µg aufnimmt, heißt das konkret, dass eine Schwangere pro Tag eine Tablette mit 100 bis 150 µg Jod nehmen sollte.