Bislang galt beim Thema Cholesterin eine einfache Formel: Das "böse" LDL-Cholesterin muss runter, das "gute" HDL-Cholesterin muss rauf. Doch ganz so einfach ist es offenbar nicht. Dafür sprechen die Ergebnisse einer aktuellen Studie einer internationalen Forschergruppe.
Erstmals herzkranke Menschen im Fokus
Studien haben nachgewiesen, dass High-Density-Lipoproteine (HDL) das Gefäßsystem schützen und dadurch Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Wer einen hohen HDL-Cholersterinspiegel hat, verringert somit sein Risiko für ein Herzleiden. Dies scheint jedoch vor allem für gesunde Menschen zu gelten. Bisherige Studien konzentrierten sich auf Studienteilnehmer ohne Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.
In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher 1500 Menschen mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK), die sich einer Bypass-Operation unterzogen hatten. Die koronare Herzkrankheit beruht meist auf Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Dabei bilden sich Ablagerungen in den Gefäßen, die das Herz selbst mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Dadurch verringert sich zunehmend der Durchmesser des Gefäßes, sodass immer weniger Blut hindurchfließt. Zusätzlich versteifen die Ablagerungen die Gefäßwände. Der daraus folgende Sauerstoffmangel im Herz beeinträchtigt die Herzfunktion. Mögliche Folgen sind Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen, eine Herzschwäche und es drohen Herzinfarkte.
HDL: keine Schutzfunktion bei Herzkranken
Die Forscher maßen bei den Studienteilnehmern vor und durchschnittlich 32 Monate nach der Bypass-Operation die HDL-Werte. Anhand ihrer präoperativen Werte teilten sie die Studienteilnehmer in zwei Gruppen ein: Mitglieder der Gruppe A hatten hohe HDL-Werte, Mitglieder der Gruppe B niedrigere. Fazit der Untersuchung: Probanden mit hohen HDL-Werten erlitten innerhalb des Beobachtungszeitraums genauso oft schwerwiegende akute Herzleiden wie Teilnehmer mit niedrigen Werten. Hohe Werte an HDL-Cholesterin senkten somit bei Menschen mit KHK nicht das Risiko für Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt. Als Erklärung vermuten die Wissenschaftler, dass die normale Funktion des HDL-Cholesterins bei Menschen mit KHK eingeschränkt ist.