Vor Knie- oder Hüftimplantationen ist es üblich, vorbeugend mindestens eine Konserve Eigenblut bereitzuhalten. Ein New Yorker Forscherteam bricht mit seiner Empfehlung nun die gängige Praxis. Ihre Untersuchung legt nahe, dass eine vorbeugende Eigenblutspende nur bei Patienten mit Blutarmut anzuraten ist.

Eigenblut besser verträglich

Das Einsetzen von Endoprothesen – Implantaten, die natürliche Körperstrukturen ersetzen – geht vor allem am Knie und an der Hüfte mit einem größeren Blutverlust einher. Eine vorsorgliche Eigenblutspende zählt deshalb zu den gängigen Vorbereitungen auf diese OP. Im Falle einer notwenigen Bluttransfusion können die Ärzte so auf Eigenblut des Patienten zurückgreifen, was für den Patienten verträglicher ist.

Eine Studie des Hospital for Special Surgery in New York legt nahe, die gängigen Behandlungsstandards zu überdenken. Prof. Friedrich Böttner wies beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (EFORT) in Istanbul darauf hin: „Patienten/-innen, die vor der Operation nicht unter Blutarmut leiden, brauchen auch keine Eigenblutspende vor einer primären Knie- oder Hüftimplantation. Diese Routinemaßnahme ist medizinisch längst nicht in allen Fällen indiziert und führt oft nur zu einer erhöhten Transfusionsrate.“

An Blutkonserven sparen

Das New Yorker Forscherteam analysierte die Daten von mehr als 400 Menschen, die eine Knieprothese implantiert bekamen. Die Mediziner rieten nur Patienten mit Blutarmut zu einer vorsorglichen Eigenblutspende. Fast die Hälfte von ihnen folgte dem Rat. 71 Prozent der Menschen mit Blutarmut benötigten tatsächlich ihr zuvor gespendetes Blut. Jeder dritte blutarme Patient, der nicht bereit war eine Eigenblutspende zu hinterlegen, erhielt eine Fremdbluttransfusion. Die Patienten ohne Blutarmut hatten dagegen einen weitaus geringeren Blutbedarf. Nur 5,9 Prozent von ihnen brauchten eine Transfusion während oder nach dem Eingriff. Sie alle erhielten Fremdblut. Die vorbeugende Eigenblutspende erwies sich somit nur bei blutarmen Patienten als effektiv.

„Unsere Resultate decken sich mit denen anderer Forschungsarbeiten. Es liegt auf der Hand, dass von routinemäßigen Eigenblutspenden bei der primären Knie- und auch Hüftendoprothetik Abstand genommen werden kann“, erläutert Böttner.
Der Hämoglobinwert gibt Auskunft darüber, ob ein Blutmangel vorliegt. „Ersparen kann man den Patienten/-innen die Eigenblutspende, wenn der präoperative Hämoglobinwert vor einer Hüftendoprothesen-Implantation über 12,5 Gramm pro Deziliter und vor einer Knieendoprothesen-Implantation bei über 13,5 Gramm pro Deziliter liegt“, rät Böttner. Der gezielte Einsatz von teuren Blutkonserven würde nicht zuletzt die Blutbanken und das Gesundheitsbudget entlasten.